Flipper Zero ist wie ein Tamagotchi – nur für Hacker

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Das gelblich leuchtende Display zeigt einen Delfin im Anime-Style. Fast könnte der Betrachter des Flipper Zero davon ausgehen, es handle sich um ein Kinderspielzeug. Das Gerät ist jedoch alles andere als für Kinder gedacht. Viel mehr richtet sich der Entwickler mit dem All-in-one-Device an Hardware-Freaks und Hacker. Denn es ist klein, vollgepackt mit Funktionen und absolut flexibel im Einsatz.

Flipper Zero Hacker Gadget
Flipper Zero Hacker Gadget @flipperzero.one

Überschaubar Basis mit umfangreichem Innenleben

Sämtliche Anzeigen des Flipper Zero werden auf einem 1,4 Zoll (3,56 cm) großen LCD-Bildschirm realisiert. Das mag auf den ersten Blick Zweifel an dem Tool hervorrufen. Dahinter steckt allerdings mehr als nostalgische Designansichten. Denn viel mehr liefert dieses eine sehr gute Lesbarkeit selbst bei direkter Sonneneinstrahlung. Hinzukommt, dass der Stromverbrauch mit 400nA vergleichsweise niedrig ausfällt. Neben dem Display findet sich zudem noch ein Richtungsblock mit 5 Positionen für die Steuerung.

Ziel des Flipper Zero Gadget ist es, sämtliche «phreaking Hardware-Tools» in einem Gerät zusammenzufassen, um eine möglichst umfangreiche und mobile Nutzung zu ermöglichen. Ausgestattet mit einer 2000 mAh starken Batterie und einem ARM Cortex-M4 32-bit 64 MHz MCU samt SRAM von 256 KB sowie einem Flash-Speicher mit 1.024 KB setzt das System auf eine solide Basis. Die Besonderheiten allerdings liegen im Detail.

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Features des Flipper Zero

Interessant wird es für Nutzer jedoch mit den Funktionen, die der Hersteller in den Flipper Zero packt. Denn auch wenn das Äußere wie ein Tamagotchi wirkt, ist es vollgepackt mit nützlichen Features. Hierzu gehört etwa der Transceiver in Form des CC1101-Chip. Dieser ist zum Senden und Empfangen der Sub-1 GHz Range konzipiert. Eine Antenne mit 433 MHz sowie einer Reichweite von 100 m ermöglichen das Operieren mit Garagentoren, schlüssellosen Systemen oder IoT-Sensoren. Zudem unterstützt er diverse digitale Modulationen. Hierzu zählen:

  • ASK-Shaping
  • 2-FSK
  • 4-FSK
  • GFSK
  • OOK
  • MSK

Zudem können mit dem Delfin-Hacker sämtliche üblicherweise genutzten Fernsteuerungsalgorithmen über den Decoder verarbeitet werden. Die so erhaltenen Analysen und Protokolle können später dann auf den PC übertragen und weiter verwertet werden. Darüber hinaus lassen sich mit dem Flipper Zero 125kHz RFID Zutrittskontrollsysteme auslesen. Schließlich sind die N-Byte-IDs nicht gesichert. Somit kann das Gerät diese lesen, klonen und auf Wunsch emulieren.

Hacker-Tool ohne Grenzen

Doch neben dem Transceiver findet sich ebenfalls ein NFC-Modul mit an Bord. Dieses arbeitet mit NPX sowie Mifare und lässt den Nutzer HF-Tags lesen, schreiben und emulieren. Wird zudem eine beschreibbare UID verwendet, ist das Klonen von Karten möglich.

Des Weiteren hat der Hersteller eine Infrarot-Schnittstelle integriert. Über diese lassen sich diverse Geräte steuern. Grundlage ist eine umfangreiche Bibliothek aus Befehlen, die etwa das Ein- und Ausschalten oder die Umstellung der Lautstärke ermöglichen. Ebenso ist es selbst möglich, Patterns zu lernen.

Ausgestattet mit einem Bluetooth-Low-Energy-Modul, kann der Flipper Zero ebenfalls mit Smartphones und anderem verbunden werden. Ziel ist es, das All-in-one-Device ebenso über entsprechende Apps steuern zu können. Abgerundet wird das Ganze mit GPIO zum Hacken von Hardware über Firmware-Flashing, Debugging oder Ähnlichem, der Bad USB Modus, bei dem der Flipper Zero als Slave-Gerät zum Einsatz kommt, sowie einem iButton für das Lesen von entsprechenden Kontakschlüsseln.

Flipper Zero iButton Emulation
Flipper Zero iButton Emulation @flipperzero.one

Multifunktions-Tool Flipper Zero für spezielle Einsätze

Finanziert wurde Idee mit mehr als 4,8 Millionen US-Dollar via Kickstarter, was wenig verwunderlich war. Denn das Delfin-Device ist extrem vielseitig und ermöglicht ein breites Spektrum an Optionen. Unterstützt wird das nicht zuletzt von der Möglichkeit, SD-Karten als Speichermedium einzusetzen oder ganz eigene Funktionen zu programmieren, ohne das zusätzliche Treiber nötig wären. Aktuell lässt sich der Flipper Zero nicht mehr beziehen. Allerdings soll er noch im ersten Quartal 2021 auf den Markt kommen. Laut Kickstarter soll der Preis dann bei 169,00 $ liegen.

Von Christian

Hauptberuflich im Medienbereich beschäftigt, gehört er vom Beginn an zur mobilen Generation.