Neuralink – Gehirnchips als Verbindung zum Smartphone

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Als Elon Musk im August 2020 einen Prototyp des Geräts seines Unternehmens Neuralink vorstellte, war das Interesse groß. 23 mm im Durchmesser und 8 mm dick – das soll die künftige Schnittstelle zwischen mobilem Endgerät und Gehirn sein. Positioniert wird sie direkt im Schädel.

Neuralink Gehirnchip
Der Gehirnchip von Musk @neuralink.com

Brain-Computer-Interface

Mit Neuralink macht sich Elon Musk an die sogenannten BCIs. Die Gehin-Computer-Schnittstellen sollen seine Ansicht nach einmal so mächtig sein, das sich über diese der Tesla «telepathisch» herbeirufen lässt oder VR-Spiele direkt im Gehirn gespielt werden können. Bis es so weit ist, wird es jedoch noch etwas dauern. Dennoch könnten die Innovation, die Musk vorantreibt, einen ähnlichen Effekt auf die Verschmelzung von Mensch und Computer haben, wie SpaceX auf die Raumfahrt.

Fakt ist jedoch, dass nach aktuellem Wissensstand, die Technik, die bei Neuralink für die BCIs eingesetzt wird, neu konzipiert ist. Dazu muss man wissen, das die Idee hinter der Vernetzung von Menschen und Maschine nicht von Elon Musk erfunden wurde. Viel mehr hatte sich bereits in den 1970er-Jahren ein BCI auf Industriestandard entwickelt – Utah-Array. Dieses minimalistische Silikon-Nagelbrett kommt mit 100 Elektroden, die auf Nadeln sitzen. Jede Einzelne ist isoliert, um eine Vermischung der Signale zu vermeiden. Zudem hängt der Chip an Kabeln.

Zwar haben Wissenschaftler und Forscher in den vergangenen Jahren weitere Innovationen in diesem Bereich hervorgebracht. Allerdings ist dabei kein einziger Gehirnchip entstanden, der dem Forschungsstand entspricht, der aktuell die Norm ist. Schließlich soll ein BCI dem Patienten bei Taubheit, Lähmung und Blindheit Erleichterung verschafften. Gleiches gilt für neurodegenerative Erkrankungen, Angststörungen und Depressionen.

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Neue Maßstäbe

Nun scheint Elon Musk mit Neuralink etwas Ähnliches zu kreieren, wie er es bereits mit SpaceX getan hat. Denn die Raumfahrtbehörden weltweit setzen lieber auf bewährte Technologien, um teure Schäden oder Misserfolge zu vermeiden, als auf Innovationen. Mit SpaceX haucht Musk der Raumfahrt neues Leben ein. Er zeigt, wie modern, effektiv und sogar stylisch die Reise in den Weltraum im Jahr 2020 schon sein könnte.

In diesem Kontext will Musk ebenfalls mit seinem Start-up Neuralink entsprechend neue Maßstäbe setzen. Die derzeit offensichtlichste Innovation ist dabei die Technik und wie schnell es das Unternehmen geschafft hat, diese auf den aktuellen Stand zu bringen. Beeindruckend zeigt sich dabei zudem der chirurgische Roboter, der automatisiert, die komplette Implantation vornehmen soll.

Hinzukommt, dass es Neuralink als Chip mit 1.000 Elektroden statt der bisher 100 gibt und auf die Dünnfilmtechnologie setzt. Zudem kommen keine Kabel zum Einsatz, wie bei Alternativen, da der Chip Funktechnik nutzt. Unter Experten ist noch ein weiterer Umstand besonders an Musks Pioniergeist. Denn er schafft es für seine Hauptinnovation, fast 100 Personen aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen zusammenzubringen, um an einem produktorientierten BCI zu arbeiten.

Das Neuralink Implantat
Das Neuralink Implantat @neuralink.com

Fazit zu Neuralink

Wie weit vorangeschritten das Projekt ist, zeigt sich etwa an Gertrude, einem Schwein. Diesem hatten Forscher einen Prototyp-Chip eingebettet. Dennoch muss festgehalten werden, dass die Technologie, unabhängig davon, wie positiv sie Elon Musk auch präsentiert, kritisch betrachtet werden muss. Experten, Wissenschaftler und Forscher sehen Neuralink zwar als zukunftsträchtige Innovation, bezweifeln aber, dass eine praktische Anwendung in greifbarer Nähe ist. Ebenfalls müsse man sich nach Ansicht einiger Ärzte und Professoren fragen, «wie ernst es Neuralink» überhaupt mit einer Nutzung zur «Heilung von Krankheiten» ist?

Fakt ist, Neuralinks BCI ist so etwas wie der Tesla unter den Automarken. Kaum ein Autohersteller kann der Marke derzeit das Wasser reichen. Somit gibt es keine Alternativen in der BCI-Technologie, die dem Projekt von Musk technisch nahekommt. Dass das Vor- sowie Nachteile hat, sollte klar sein. Denn neben den Möglichkeiten, Menschen zu helfen, bringt diese Technologie ebenfalls das Potenzial, Macht über sie auszuüben. Zudem braucht es nach Ansicht der Wissenschaft erst ein tieferes Verständnis des Gehirns, um eine Schnittstelle wie von Neuralink überhaupt gezielt einsetzen zu können.

Von Christian

Hauptberuflich im Medienbereich beschäftigt, gehört er vom Beginn an zur mobilen Generation.